Das Schreiben und der Rest – Teil 4: Das WIE

Das Schreiben und der Rest – Teil 4: Das WIE (oder: Wie schreiben?)

Hier kommt ein neues Kapitel in der Blog-Reihe „Das Schreiben und der Rest“. Beim letzten Mal (Teil 3) haben wir uns „Das WANN“ angesehen. Wann ich schreibe. Heute geht es um „Das WIE“. Wie ich schreibe. Der vierte Teil der Blog-Reihe.

Wie schreiben?

Wie schreiben? Na, ganz einfach: indem man mit den Fingern auf die Tasten der Tastatur drückt. Ende. Fertig ist der Blog-Beitrag. Naja, nicht so ganz. Darum soll es nicht gehen, sondern eher um die Frage, wie ich schreibe.

Jetzt, da die Verwirrung komplett ist, etwas mehr Klarheit: Es geht im Grunde um die folgenden Fragen:

  • Wo schreibe ich?
  • Womit schreibe ich?
  • Was höre ich dabei?
  • Was schmecke ich dabei?
  • Was rieche ich dabei?
  • Was sehe ich dabei?
  • Was fühle ich dabei?

Wo schreibe ich?

Wer kennt es nicht – diese Vorstellung, in der Ecke eines Cafés zu sitzen, der Laptop ist aufgeklappt, der dritte Cappuccino steht an der Tischkante, dazu ein halb verspeistes Stück Kuchen und obwohl viel los ist um einen herum, ist man voll und ganz im Text auf dem Bildschirm gefangen.

So stelle ich es mir zumindest vor. Ob das wirklich so ist, kann ich nicht beantworten. Ich kenne das nur aus Filmen oder Erzählungen. Warum? Weil ich mich in Cafés vermutlich schlecht konzentrieren kann. Die Hintergrundgeräusche würden ablenken, die Gesprächsfetzen einen nicht in Ruhe lassen und schon wäre die Aufmerksamkeit vom Text abgelenkt.

Und was ist mit Kopfhörern? Ja, das ist ein berechtigter Einwand. Das würde es erträglicher machen. Allerdings hätte ich dann noch immer ein Problem: die Tastatur. Meine allerersten Schreibversuche habe ich auf einer Tastatur vorgenommen, bei der man die Tasten noch schön tief nach unten drücken musste. Und die (inzwischen kabellose) Tastatur, die ich genau in diesem Moment nutze, ist genauso. Ganz anders als die Tasten von Laptops, welche zumeist sehr flach sind. Also nichts für mich für längere Schreib-Sessions.

Und was ist, wenn du deine kabellose Tastatur mit ins Café nimmst? Ja, das könnte ich natürlich tun. Dann packe ich am besten auch noch meinen zweiten Monitor mit ein und den Drucker vielleicht ebenfalls. Das stört die Leute und Betreiber des Café sicherlich nicht.

Spaß beiseite: Am wohlsten fühle ich mich am Schreibtisch zuhause. Hier habe ich das Equipment, das ich brauche (externe Tastatur, zwei Bildschirme, richtige Maus).

Am wohlsten fühle ich mich am Schreibtisch zuhause.

Und wenn es mal nicht möglich ist, von zuhause aus zu arbeiten, weil ich zum Beispiel beruflich bedingt unterwegs bin? Dann akzeptiere ich mein Schicksal und schreibe auf dem Laptop. Ist zwar nicht so schön und eben ungewohnt, aber daran kann ich dann nichts ändern. Ich versuche aber, dies zur Ausnahme zu machen.

Womit schreibe ich?

Kommen wir auch kurz hierzu. Wir haben bereits geklärt, dass ich am Laptop schreibe. Das liegt allerdings vor allem daran, dass ich keinen Desktop-PC mehr besitze. Also keine Alternative.

Stellt sich die Frage, welches Programm auf dem Laptop dann. Ganz früher habe ich mit Word geschrieben. Der Klassiker. Ellenlange Dokumente sind dabei herausgekommen und hätte es nicht die Suchfunktion gegeben, hätte ich Stunden nach einzelnen Sätzen und Passagen suchen müssen.

Unter anderem um das lange Scrollen zu vermeiden, arbeite ich mittlerweile mit Scrivener. Und auch wegen ein paar anderen Funktionen wie Pinnwand, Schreibmodus und Wörter-/Zeichen-Tracker.

Beim Schreiben von Milo Teil 2 habe ich mir noch Papyrus gegönnt, mit dem ich auch gerade diese Sätze schreibe. Es wurde mir so sehr von Autorenkolleg*innen empfohlen, dass ich es mal ausprobieren musste. Damals habe ich es hauptsächlich zum Überarbeiten verwendet. Stilanalyse und so.

Bei Projekt P004 habe ich auch zunächst mit Papyrus begonnen zu schreiben, nach kurzer Zeit aber festgestellt, dass es mit Scrivener besser geht. Für mich zumindest. Vielleicht braucht es aber einfach auch Zeit, bis ich mich daran gewöhne. Ich glaube, die Schreibdilettanten nutzen auch beide Programme für verschiedene Schritte – kann sein, dass ich mich auch dadurch habe beeinflussen lassen.

Zusammenfassend bleibt also: Zum Schreiben verwende ich für das Schreiben entwickelte Programme.

Was höre ich dabei?

Wie ich im Blog-Beitrag zum „WANN“ schon erwähnt habe, bin ich ein Morgens-Schreiber. Früh morgens ist der Rest der Welt noch nicht wach bzw. nur ein paar vereinzelte und ich habe Ruhe. Da kann ich sogar das Fenster offenlassen, ohne abgelenkt zu werden. Im Laufe des Tages sieht das anders aus: Kirchenglocken, Autos, Blaulicht, Kindergeschrei. All das würde ablenken.

Zumeist höre ich also nur ein paar Vögel, die morgens schon aktiv sind. Momentan (bei Projekt P004) habe ich keine Musik auf den Ohren. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum das so ist. Bei Milo Teil 1 war das nämlich der Fall. Unentwegt habe ich dort eine bestimmte Filmmusik gehört, die mir anscheinend die Atmosphäre der fremden Welt La’Dentrya und des Ortes Coholmia am besten rübergebracht hat.

Bei Milo Teil 2 ist es auch schon anders gewesen. Ebenfalls ohne Musik.

Für die Zukunft habe ich aber auf jeden Fall wieder Lust darauf. Es gibt ja seit Kurzem den Trend (oder gab es den schon vor 2021/2022?), Playlists mit ins Buch zu drucken. Offensichtlich hören also viele Autor*innen beim Schreiben Musik.

Das würde dann auch das Problem der Störgeräusche lösen, wenn ich nicht morgens, sondern über den Tag verteilt schreiben würde. Gerade an solch „Power-Tagen“, an denen das Schreiben im Vordergrund steht, beschränkt es sich nicht nur auf den Morgen, sondern verteilt sich von morgens bis abends.

Was schmecke ich dabei?

Wir kommen zum nächsten Sinn. Der Geschmackssinn. Das Kaugummikauen habe ich mir 2012 in Singapur abgewöhnt, weil man dort kein Kaugummi auf die Straße spucken durfte und ich meine, dass es generell auch wenig Kaugummis zu kaufen gab. Dort bin ich auf so Lutschtabletten gewechselt (für die „Freunde von Fischern“).

Ich habe ehrlich gesagt auch noch nie von jemandem gehört, der beim Schreiben konsequent Kaugummi kaut. Ich kenne das sonst nur von Trainern beim Sport, die nervös sind und sich damit beruhigen.

Tee, Tee und nochmal Tee. Ich bin ein Teetrinker.

Weg also vom Kaugummi, hin zum flüssigen Geschmack. Tee! Tee, Tee und nochmal Tee. Ich bin ein Teetrinker. Und seit meinem Aufenthalt in Japan 2019 bin ich ein überzeugter „Japanischer Grüntee“-Anhänger. Allerdings nur an „Power-Tagen“ (siehe oben). Beschränkt sich das Schreiben auf eine halbe Stunde bis Stunde am Morgen, landen Earl Grey und Madame Grey in meiner Tasse, stets abwechselnd, damit sich niemand benachteiligt fühlt. Beide erhalten dann einen Schuss Hafermilch und dürfen hin und wieder für meine Instagram-Stories Fotomotiv sein. Ich wage mal zu behaupten, dass die beiden zu meiner Schreibroutine gehören. Gegen die Massen an Grüntee kommen sie aber nicht an.

Was rieche ich dabei?

Wer hier Duftkerzen und Räucherstäbchen erwartet, den muss ich bitter enttäuschen. Weder das eine noch das andere steht auf meinem Schreibtisch. Das Einzige, was ich morgens beim Schreiben rieche, ist der Duft von frischer Luft, der durch das geöffnete Fenster den Weg hinein findet. So gesehen spielt der Geruchssinn keine große Rolle bei mir.

Allerdings … vielleicht ist es gar keine so schlechte Idee, mal darüber nachzudenken. Weiter oben hatte ich die Musik auf den Ohren erwähnt, die eine gewisse Atmosphäre transportiert. Wieso sollte es mit dem Geruch nicht auch gehen? Meersalz schnüffeln und zack – bin ich gedanklich am/auf dem Ozean (wie zum Beispiel in Coholmia oder Caduco).

Oder Durian-Gestank inhalieren und zack – da müsste ich an Singapur denken und wie ich damals nicht wusste, ob ich Durian mochte (erst als mein Gegenüber mir sagte, für ihn würde es nach Zwiebeln, Knoblauch und noch etwas schmecken, habe ich es auch geschmeckt und nicht mehr gemocht).

Aber ich schweife ab. Was ich beim Schreiben rieche? Frische Luft und Tee.

Was sehe ich dabei?

Auch hier könnte man sich denken: na hoffentlich sieht er den Text und schreibt nicht blind oder mit geschlossenen Augen. Richtig. Die Augen habe ich beim Schreiben auf. Manchmal muss ich sie zwar ein bisschen zusammenkneifen, wenn ich gerade keine Brille anhabe, aber die meiste Zeit sind sie ganz entspannt.

Aber wir wollen uns mal das Drumherum ansehen. Ich gehöre zu den Menschen, die einen aufgeräumten Schreibtisch bevorzugen. Deshalb befindet sich auf meinem Schreibtisch beim Schreiben lediglich:

  • Monitor
  • Laptop auf improvisiertem Sockel aus Kopierpapier-Packungen
  • Maus und Tastatur
  • Teetasse

Das war’s. Notizen oder Kapitelpläne habe ich meist auf dem Laptop-Bildschirm oder in einem Ordner (zum Anfassen und Blättern) neben mir auf einem Stuhl o.Ä. In Ausnahmefällen liegt vielleicht noch eine Packung Taschentücher auf dem Schreibtisch (so wie jetzt gerade) oder ein Post-it-Block samt Kuli, um Ideen schnell aufschreiben zu können, aber mehr wirklich nicht. Alles Überflüssige lenkt ab. Stichwort Konzentration. Beim Schreiben möchte ich mich auf den Text konzentrieren.

Ach ja, das Handy. Das liegt weit weg. Und was ebenfalls wichtig ist: Bevor ich morgens anfange zu schreiben, checke ich nicht Nachrichten, Sportergebnisse oder Schlagzeilen oder sonst etwas. Das würde meine Gedanken zu sehr ablenken. Es ist doch gerade das Schöne an der Zeit am Morgen, dass man quasi wie „neugeboren“ aufwacht und der Geist noch frei ist.

Frei und bereit, sich wieder in die Abenteuergeschichte zu stürzen. Alles andere würde da nur ablenken und im schlimmsten Fall Sorgen hervorrufen. Am Morgen will ich mich nicht sorgen (5€ ins Reim-Schwein). Da will ich einen leeren Kopf haben und 100% meiner Aufmerksamkeit aufs Schreiben lenken. Fehlen schon 10%, weil ich von irgendeiner Eilmeldung lese, dann sind das 10% zu viel.

Außerdem erwartet auch niemand, dass ich zu solch früher Zeit auf Kurznachrichten antworte. 8 Uhr reicht doch völlig. So lange bleibt das Handy dann auch unberührt liegen. Das kann ich wirklich nur empfehlen. Und ganz wichtig dabei ist natürlich: jegliche Benachrichtigungen und Push-Dinger abschalten. Das ständige „Pling“ habe ich schon zum Start meines Berufslebens ausgeschaltet.

So, genug über das Handy geschrieben, wo waren wir eigentlich stehengeblieben? Ach ja, das Handy befindet sich nicht in der Nähe, wo ich schreibe.

Was fühle ich dabei?

Das haben wir ja schon ganz oben im Text geklärt: die Tasten der Tastatur. Nein, Spaß. Um die Sinne komplett zu machen, widme ich mich mit einem kurzen Absatz auch noch den Gefühlen. Ja, unmittelbar spüre ich die Tasten der Tastatur, die weichen Armlehnen sowie das Sitzpolster meines Stuhls, aber in Gedanken fühle ich natürlich noch viel mehr.

Was das genau ist, hängt von der Szene ab. Eigentlich kommt da die ganze Palette zum Tragen. Was ich besonders gern habe: Szenen, in denen ich selbst Gänsehaut bekomme. Dann weiß ich schon, dass sie gut sind. Und noch besser sind sie, wenn ich jedes Mal, wenn ich die Szene (laut) lese, noch immer Gänsehaut bekomme.

Gefühle sind also auf jeden Fall mit dabei.

Fazit

Wie also schreiben? Fassen wir mal zusammen:

  • Am liebsten schreibe ich zuhause am (aufgeräumten) Schreibtisch, da ich dort mein ganzes Equipment habe
  • Dabei verwende ich Scrivener und Papyrus für unterschiedliche Phasen im Entstehungsprozess des Buches
  • Bei Milo Teil 1 hatte ich noch Filmmusik auf den Ohren, die folgenden Bücher habe ich in absoluter Ruhe geschrieben
  • Um nicht auszutrocknen, trinke ich dabei Tee: Bei kurzen Sessions meist Earl/Madame Grey mit einem Schuss Hafermilch, bei längeren Sitzungen japanischen Grüntee (ohne Milch)
  • Für die Nase habe ich nichts Spezielles im Einsatz – weder Duftkerzen noch Räucherstäbchen
  • Ich bevorzuge eine aufgeräumte Atmosphäre, damit mich nichts ablenkt – vor allem kein Handy (mit Push-Nachrichten)
  • Und zu guter Letzt fühle ich all die Emotionen, die sich von Szene zu Szene ändern – und natürlich die Tasten, die unter meinen Fingern in die Knie gehen

 

Alle Teile der Blog-Reihe:

  1. Das WARUM
  2. Das WAS
  3. Das WANN
  4. Das WIE (hier)
  5. Das WOHIN

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